Montag, 14. März 2011

Mangelware Wasser

Wie oft kommt in Deutschland kein Wasser aus der Leitung? Oft kommt es sicherlich nicht vor und wenn doch, wird man vorher darüber in Kenntnis gesetzt und kann Vorsorge treffen. Hier in Sierra Leone weiss man, dass der März der wasserärmste Monat des Jahres ist - nur kann man sich nicht wirklich darauf vorbereiten und Vorsorge kann man auch nicht treffen, denn das Wasser das aus der Leitung kommt hält höchsten 1-3 Tage, dann ist es schlecht und kann höchstens zum Klospülen verwendet werden nicht aber zum Spülen, Waschen oder gar Trinken.
Die letzten zwei Jahre über kam wenigstens noch ein wenig Wasser aus der Leitung und man musste sich seinen Tag einfach nur ein wenig anders einteilen, da man wusste, dass das Wasser nur tropfenweise aus dem Hahn kam. Doch seit zwei Wochen kommt aus unserem Hahn nicht ein Tropfen Wasser (dieser Hahn ist draußen am Haus, drinnen sind die Wasserhähne nur noch Zierde, denn dort kam sein Monaten kein Wasser mehr raus!). Bisher war sichergestellt, dass in der Nachbarschaft aus einem Hahn das frische Nass fliesst, doch auch diese Quelle ist seit Freitag versiegt. Nun sind die Leute aus Jui auf der Suche nach Wasser - auch wir! Am Freitag luden wir 5 Fässer in unser Auto und fuhren, von Foday unserem Arbeiter geführt, ins 7 km entfernte Hastings um dort an einem Wasserhahn alle Fässer in Windeseile aufzufüllen (300 Liter in 30 Minuten das ist wirklich Rekordzeit). Jetzt werden sich manche Leser vielleicht wundern, warum wir so weit fahren müssen um Wasser zu holen, da wir doch letztes Jahr einen Brunnen graben liessen. Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Der Brunnen wurde gegraben und mit einer Pumpe ausgestattet, doch war das Wasser vom langen offen stehen des Brunnenlochs verschmutzt und so wurde uns angeraten bis zur Trockenzeit zu warten um das Wasser dann abzupumpen. Das nachfolgende Wasser wäre dann schön sauber und rein und wir hätten keine Probleme mehr. Leider waren die Arbeiter, auf die wir uns verlassen hatten, da wir Brunnenbautechnisch doch eher unerfahren waren, nicht so zuverlässig wie uns versichert wurde und so teilten sie uns im Januar mit, dass der Brunnen gut sei, aber die Leitung in die Tiefe zu kurz und das daher kein Wasser käme. Vielleicht war das tatsächlich so, wir schalteten jedoch den Principal des Geländes ein und dieser nahm Kontakt zu anderen Brunnenarbeitern auf, die, wie ihm versichert wurde, sehr zuverlässige Arbeit leisten würden. Diese Arbeiter kamen letzte Woche um den Brunnen zu begutachten und stellten fest das die Leitung in die Tiefe völlig in Ordnung sei aber der Brunnen leider ausgetrocknet - also wieder kein Wasser.
Auf meine Nachfrage, wie wir nun weiter verfahren sollten, meinte der Principal, wir würden an diesem Brunnen jetzt nichts machen, denn wenn der Regen käme, wäre ja wieder Wasser darinnen und dann hätten wir ja keine Probleme mehr (Kurze Anmerkung: Wenn Regen kommt, sammeln wir Regenwasser und dann haben wir wirklich keine Wasserprobleme mehr, allerdings fällt zur Zeit kein Regen und es ist auch keiner in Sicht, daher ist unser Problem noch immer nicht gelöst.) Der Principal sagte mir jedoch, dass er den anderen Brunnen, der auf dem TECT Gelände ist, von den neuen Arbeitern reparieren lassen würde, es müsste nur eine neue Pumpe gekauft werden und der Brunnen tiefer gegraben werden, die Leitung verlängert usw. (ich habe so das Gefühl, dass es mehr Arbeit und mehr Geld bedeutet den anderen Brunnen reparieren zu lassen, aber vielleicht trügt mich der Eindruck auch). Wie lange diese Arbeiten also dauern werden, steht in den Sternen und bis dahin werden jeden Tag Herden von Menschen durch Jui streifen auf der Suche nach Wasser. Ich kann wirklich dankbar sein für Foday und die Möglichkeit mein Auto voll zu laden und nach Hastings zu fahren - dieses Privileg haben nicht viele und doch kann ich nicht verhehlen zu sagen, dass mich jeden Tag aufs Neue die Sorge überkommt, ob dort der Wasservorrat nicht auch bald ausgeschöpft ist. Und was wir dann tun sollen, weiss Gott allein! Heute tat sich durch ein Wunder eine neue Möglichkeit auf. Foday, auf der Suche nach Wasser, traf den Mann der unseren Hund Meks im letzten Jahr kastriert hatte und dieser bot ihm an die Fässer an seinem Hahn zu füllen (es gibt also doch funktionierende Wasserhähne mit genügend Druck in Jui, nur leider nicht auf unserem Gelände!), als er erfuhr für wen die Fässer wären, war er gleich Feuer und Flamme und bot uns an nun regelmäßig bei ihm zu füllen - ich habe mich sehr über diese Hilfsbereitschaft gefreut und bin gespannt an welchen Hähnen wir in den nächsten Wochen Wasser schöpfen können.

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