Montag, 10. Dezember 2012

Übergang

Hier geht das sporadische Tagebuch von Meisingers weiter:

http://meisingers-im-erzgebirge.blogspot.de/

Liebe Grüße an alle Leser!!!

Freitag, 11. Mai 2012

Schule aus

Gestern habe ich (Daniel) meine letzte Stunde Unterricht gehalten. Damit geht ein wichtiger Abschnitt für mich zu Ende. Seit Januar 2009 habe ich sieben Semester lang am Evangelical College of Theology (TECT) in Jui im theologischen Fachbereich 'doziert'. Das hat mir von Anfang an Freude gemacht. Zu Beginn gab es einige Verwirrung, da ich mich auf Systematische Theologie (Dogmatik und Ethik) und Missions-Theologie eingestellt hatte. So hatte ich auch die wichtigsten meiner Bücher zu diesen Themen extra aus Deutschland nach Sierra Leone mitgebracht, nur um vor Ort festzustellen, dass ich für ganz andere Fächer eingesetzt werden würde. So kam es also, dass ich von Anfang an im Fachbereich 'Neues Testament' unterrichtet habe, und zwar Kurse über die Evangelien, die Paulus-Briefe und Apokalyptische Literatur. Letzteres war dann (als Neues und Altes Testament übergreifendes Fach) für mich die Vorlage, um nicht nur eine Überblicksveranstaltung 'Einführung ins Neue Testament' zu entwickeln, sondern gleich im nächsten Semester das Äquivalent für das Alte Testament ebenso neu zu gestalten. Dieser ganze Bereich der biblischen Studien hat mir sehr viel Spass gemacht, und ich habe immer wieder gestaunt, wie groß das Bibelwissen meiner Studenten ist, und wie heiß man im Unterricht um bestimmte Dinge diskutieren kann. Gerade in diesem Studienjahr 2011/2012 hatte ich Studenten dabei, die immer wieder klug und munter mit raffinierten Argumenten mich, den Lehrer zum Verblüffen gebracht haben. Neben den biblischen Fächern habe ich von Anfang an auch allgemeine Themen unterrichtet: Über den christlichen Gottesdienst habe ich gelehrt (was als Europäischer Theologe im afrikanischen Kontext sicher fragwürdig ist), an der Hermeneutik habe ich mich versucht (und der Frage, wie man die Bibel auslegt). Vor allem wurde ich dazu angeregt einen Einführungskurs in die Praktische Theologie zu entwickeln, was ich zunächst mit Vorbehalten, dann aber sehr gerne getan habe. Jedes Jahr aufs Neue habe ich den Kurs immer mit den neuen Studenten gehalten und auf diese Weise weiter entwickeln können. Nach wie vor bin ich überrascht, wie eine Theologische Hochschule ohne einen solchen Kurs auskommen konnte, die fast ausschließlich Spezialisierungen in diesem Fachbereich anbietet: Bachelor-Studenten können am TECT einen Major wahlweise in Pastoral-Theologie, Religions-Pädagogik, Seelsorge und Mission belegen. Diese schöne Seite meines Dienstes in Sierra Leone ist nun zu Ende. Die Arbeit im Studienbüro bleibt natürlich bis zum Schluss bestehen, und mein Nachfolger ist nicht in Sicht, das heißt ich kann die von mir geleistete Arbeit nicht ordentlich übergeben; das ist Schade. - Um so mehr freue ich mich die gute Rückmeldung von Studenten am Ende jedes Semesters und die positive Resonanz bereits im Klassenzimmer: Sie haben mir den Dienst am TECT leichter gemacht und vor allem gezeigt, dass ich wirklich von Gott zu dieser Arbeit berufen war.

Dienstag, 20. März 2012

zum ersten und zum letzten Mal

Nun sind wir also angekommen in der Zeit in der man manche Dinge noch zum ersten Mal aber ganz sicher zum letzten Mal macht. Es ist ein seltsames Gefühl aber da muss man wohl einfach durch. Inzwischen häufen sich die Einladungen für besondere Feierlichkeiten an den Wochenenden und wir müssen inzwischen schon fast "aussortieren" an welchem Event wir teilnehmen und an welchem nicht. Letzten Samstag waren wir wieder zum Sporttag des "Freetown Teacher's College" (FTC) eingeladen. An dieser Schule werden Lehrer "am lebenden Objekt" ausgebildet. Einige der Kinder auf unserem Campus gehen auf diese Schule, unter anderem Paul's Freund James und Anna's Freundin Jemima. Beim Sporttag werden alle Kinder in Häuser eingeteilt (gelb, blau, grün und rot). Da die meisten Freunde von Anna und Paul im gelben Haus waren, war ja klar, welche Farbe ihre T-Shirts an diesem Tag haben mussten! Normalerweise soll so ein Tag immer um 12h anfangen, aber natürlich klappt das nie und als wir gegen halb drei auf dem Feld ankamen, waren wir gerade pünktlich. Auch dieses Mal durften wir in der VIP-Lounge Platz nehmen um nicht in der prallen Sonne stehen zu müssen. Der einzige Nachteil an diesem Platz war, dass um uns herum ein Haufen Kinder waren, die immer wieder mit einem Stock vertrieben wurden. Auch die Tatsache, dass wir direkt neben den Anlageboxen saßen, war für unsere Ohren nicht so schön. Daniel übernahm an diesem Tag den Wocheneinkauf und fuhr über den Berg zum Supermarkt. Ich vermute mal, er war nicht undankbar nicht am Sporttag teilnehmen zu müssen. Nach einiger Zeit rief er an um uns wieder abzuholen und wir fuhren gerne mit ihm heim. Wir waren dankbar, denn nach fast zwei Stunden in der starken Sonne waren wir alle recht müde und durstig.


Am nächsten Tag nahmen wir am Nachmittag am feierlichen Abschiedsgottesdienst zu Ehren des ehemaligen Generalsekretärs der Baptist Convention SL, Solomon E. Kampbell, teil. Auch dieser Gottesdienst (offizieller Beginn 15h) fing mal wieder mit Verspätung an und ging knapp vier Stunden (die Predigt allein eine). Eigentlich war es ein wahres Wunder, dass Anna und Paul so lange still sitzen konnten und so gut mitgemacht haben. So gegen fünf war Paul so müde, dass er fast eingeschlafen wäre, aber der Prediger hat ihn mit seinen plötzlichen Aufschreien ins Mikrophon immer wieder geweckt - vermutlich nicht nur Paul. Rev. Kampbell bekam zum Abschied von der BCSL ein Auto geschenkt, welches die Gemeinden natürlich bezahlen sollten. Um die Bezahlung sicher zu stellen, wurden schon vor Wochen Umschläge in die Gemeinden gegeben mit der Bitte um einen bestimmten Betrag, damit die 12 Mio. Le, die das Auto kostete auch zusammen kommen. Leider ist die Rechnung bisher nicht aufgegangen. Am Sonntag wurden die zusammengetragenen Umschläge gezählt und es kam "nur" der Betrag von 4,5 Mio. Le zusammen. Jetzt sollen noch mehr Leute in den Gemeinden motiviert werden, um das restliche Geld zu spenden. Hoffentlich klappt es.


Gegen halb acht sind wir alle ziemlich müde und erschöpft wieder in Jui angekommen und Anna und Paul sind, obwohl sie ja eigentlich den Nachmittag über nur rumsaßen, sofort eingeschlafen. Am Montag waren wir dann alle irgendwie reif für's Wochenende, aber das dauert noch einige Tage und auch das kommende Wochenende wird für uns wieder einige Veranstaltungen bereit halten.