Dienstag, 28. Juli 2009

132,7% Luftfeuchtigkeit

Regenzeit in Sierra Leone: Da muß man vorbereitet sein!
Während sich der Trampelpfad hinter unserem Haus in einen "reißenden Sturzbach" verwandelt und man das Gebell des eigenen Welpen im Haus vor lauter Regen-Trommelfeuer auf dem Wellblechdach nicht mehr hören kann, dann hat über Jui der Himmel seine Schleusen geöffnet und sämtliche Wasserleitungen lecken. - Aber Regenzeit ist auch schön: Die Wiesen auf dem Campus sind saftig grün, die Nachbarn können ihre erste Ernte (Mais) einbringen, und unsere Wäscheleinen fangen an zu treiben. Der Regen ist für uns eigentlich nicht unangenehm, nur die Einheimischen bewegen sich bei den ersten Tropfen fluchtartig in die Häuser - lassen alles stehen und liegen und staunen über verrückte Deutsche, die plötzlich barfuß und ohne Schirm spazieren gehen ...

Donnerstag, 23. Juli 2009

So, ich denke, es ist mal wieder an der Zeit etwas zu schreiben. Irgendwie ist hier ständig was los auch wenn nicht so viel passiert...
Seit fast 2 Wochen ist unsere "Nanny" Doris im Haus und kümmert sich um Anna und Paul. So ziemlich genau seit dieser Zeit bin ich täglich in der Bibliothek zu finden. Eine Woche vorher wurde mir ein Buch überreicht mit dem Spruch "wenn du dieses Buch gelesen hast, weißt du alles über die Bibliothek" Aha. Aber wirklich, ich habe es gelesen und habe sofort verstanden wie die Bibliothek hier aufgebaut ist und wie alles läuft - wenn es läuft, wann auch immer das war... Vor einer Woche haben wir, Rev. Kenso und ich damit angefangen, Bücher, die seit langer Zeit in einem Raum lagerten zu sortieren. Das war sehr lustig für mich, da ich einige Bücher von meiner Zeit im Verlag wieder erkannt habe. Bei anderen hatte ich echte Schwierigkeiten sie in eine bestimmte Kategorie zu packen, da ich die englischen "Fachwörter" einfach noch nicht drauf hatte - als ich allerdings gesehen habe, dass mein Chef das alles auch nicht so 100%ig genau nimmt, habe ich mir keinen Kopf mehr gemacht. 
Am letzten Freitag wurde dann beschlossen, dass wir eine "Zweigbibliothek" in Bo (ca 3 Stunden von uns weg) neu ausstatten sollen. Am Montag fragte dann der Bibliotheksleiter, ob wir das wohl bis Sonntag schaffen würden. Ich meinte nur so im Scherz "Na sicher, wenn Sie nicht morgen beschließen, dass wir noch schnell 200 Bücher einarbeiten sollen..." Er hat nicht bis zum nächsten Tag gewartet... jetzt müssen etwas mehr als 100 Bücher mal eben bearbeitet werden! ;-) Aber: wir werden sie morgen alle fertig haben!

Montag, 13. Juli 2009

Was für eine Aussicht!

... aber leider nicht unsere. Immerhin sieht man im Hintergrund einen kleinen Teil der Halbinsel von Jui, dem Nest in dem wir leben und arbeiten.

Das Photo wurde vom alten Highway aus gemacht, einer "Strasse" am Berg, oberhalb des neuen Highway, völlig zerbombt, voller Schlaglöcher, aber sehr sehr verkehrsarm und fast romantisch. Auf jeden Fall hat man von dort eine tolle Aussicht auf den Bunce River, einen Seitenarm des großen Sierra Leone River, der die Freetown-Halbinsel überhaupt erst zur Halbinsel macht. Am gegenüber liegenden Ufer führt eine Strasse nach Lungi, dort ist der Internationale Flughafen von Sierra Leone. Um dort hin zu gelangen gibt es mehrere Möglichkeiten:
  1. Man fliegt mit dem Helikopter von Lumley Beach (Freetown-Weststadt) für $70 direkt aufs Flugfeld von Lungi; ca 30 Minuten.
  2. Oder man nimmt am selben Strand ein Luftkissenboot für $50; ca. 45 Minuten.
  3. Oder aber man nimmt von Kissy (Oststadt) aus die Fähre für Le5'000 (Fußgänger, Freigepäck, 1. Klasse; umgerechnet max. €1,50) und anschließend ein Taxi für Le2'000 (ca. €0,50; wahlweise auf dem Beifahrersitz für den doppelten Preis). Dabei muss man permanent auf Diebe und Abzocker und Händler achten, die einen übers Ohr hauen wollen. Also insgesamt die spannendere Fahrt für insgesamt €2; ca. 3 Stunden incl. Warterei und "Entertainment" (!) auf der Fähre.
  4. Wer gar nicht über den Fluß will, sollte mindestens die gleiche Zeit einrechnen, wie beim Übersetzen mit der Fähre, allerdings ein riesengroßer Umweg über schlimme Strassen bei ungewisser Verkehrslage.
Als ich (Daniel) den norwegischen Kollegen vor 2 Wochen das Auto in Lungi abgenommen habe, ging ein Dreiviertel Tag vorbei, ich war von 14 bis 23 Uhr unterwegs. 

Samstag, 11. Juli 2009

It rains cats and dogs ...

Und Paul behielt Recht: Nur wenige Tage nach der großzügigen Katzenspende regnete es Hunde. Eine streunende Hunde-Mama brachte ihre drei Welpen in einer benachbarten Regenrinne zur Welt. (Bei uns sind diese Rinnen einen halben Meter ums Haus herum gegraben.) Die Nachbarskinder brachten uns eines davon vorbei; einen kleinen männlichen Welpen.
Völlig verschüchtert, dreckig und zitternd brachten wir ihn rein; der Hund: sogleich hinters Sofa, das ist bis heute sein Lieblingsplatz. Inzwischen (nach 2 Wochen im Haus) kommt er auch schonmal hinterm' Sofa hervor, aber sehr vorsichtig ... was auch angebracht ist: Die Kinder nehmen keine übertriebene Rücksicht auf die Tiere. Als der Hund mal eine Nacht bei seinen Geschwistern in der Drainage unter der Garageneinfahrt verbracht hat, sagte Paul nur trocken: "Jetzt haben wir keinen Hund mehr."
Tja, wenn das so einfach wäre! Mutter und Schwestern des Kleinen waren noch immer um unser Haus herum zugange, man konnte ihnen fast nicht beikommen ... aber nur fast: Die besagten Nachbarskinder halfen dabei, die drei zu fangen, und noch am selben Nachmittag waren die Schwestern auch schon nicht mehr da. Leider will hier niemand weibliche Hundewelpen haben (O-Ton: "Ich will mir doch nicht die Probleme ins Haus holen!") Seitdem ist die Mutter auch nicht mehr sonderlich an ihrem Sohnemann interessiert, was unserer Nachtruhe sehr entgegen kommt!
Vom Stubenrein-Werden hält der Hund übrigens nicht viel, er will sowieso gleich am liebsten nur draußen sein (wo er langfristig ja auch bleiben soll) oder den Kater Mau ärgern (oder wer ärgert hier wen?). Entsprechend seiner Katzen-Gesellschaft haben wir überlegt, ihn "Köter Wau" zu nennen, aber auf Englisch kommt der Witz (?) einfach nicht rüber. Aufgrund tiefgründiger Überlegungen haben wir uns nach 2 Tagen entschlossen, ihn Mecks zu nennen.
Nun hat Kater Mau Gesellschaft! Und wirklich: Die zwei verhalten sich zueinander wie Hund und Katz' ... und lieben sich heiß und innig!