Freitag, 15. Mai 2009

Neues und Altes

Diese Woche haben wir einige Sachen zum ersten Mal gemacht...
Am Montag habe ich meinen ersten Arbeitstag (naja gut, einen halben!) in der Bibliothek verbracht. Es war gut, einfach mal so reinzuschauen und ein bischen was zu machen - eigentlich habe ich mich mehr mit den Leuten dort unterhalten. Sie wollten viel über Deutschlands dunkelstes Kapitel wissen und natürlich kommt man hier immer schnell auf das Thema Krieg. Es ist schon ziemlich erschreckend, wie und was die Leute hier von ihrem Krieg in den 90ern berichten. Eigentlich möchte ich die Details nicht immer wissen, aber den Leuten ist es wohl wichtig, ihre Erlebnisse zu teilen. Um dem Thema Krieg und seinen Folgen ein wenig zu entgehen, habe ich dann angefangen, die zurückgebrachten Bücher wieder in die Regale einzuordnen. Eigentlich nicht sehr schwer, aber die Studenten haben leider nicht die Geduld es selbst zu machen und daher liegen die Bücher dort kreuz und quer rum und man findet nur schwer die Bücher, die man gerne möchte. Rev. Kenzo, der dort momentan alleine arbeitet ist ziemlich froh über meine Anwesenheit, denn nun kann er die "neuen" Bücher (alles gebrauchte Spenden aus aller Welt) einarbeiten, eine Arbeit, die während dem normalen Betrieb nicht geht. Ich habe mich gleich wohl gefühlt an meinem neuen Arbeitsplatz - ich werde erstmal nur Montags dort arbeiten, zumindest solange das Semester noch nicht beendet ist, was aber nicht mehr lange dauert... ;-)
Am Mittwoch bin ich (Lisa) zum ersten Mal mit unserem Auto nach Freetown gefahren! Das war wirklich eine spannende Sache, denn Fahren in Freetown kann man mit nichts vergleichen, selbst Jerusalem war einfach dagegen... Wir sind aber ohne Unfall und ohne Kratzer angekommen. Bei unserem Einkaufsladen trafen wir Brother Hans und konnten ihn fragen, wo wir wohl eine neue Klobrille kaufen könnten, die alte ist inzwischen so oft gebrochen und mit so viel Gaffa geklebt, dass wir keinen Besuch auf unsere Toillette lassen können - zumindest nicht, ohne uns ein wenig zu "schämen" ;-). Er sagte uns, wir sollten zum "Big Market" gehen, da gäbe es das alles. Gesagt, getan. Zum Glück wusste Daniel, wo dieser Markt ist und konnte uns durch das Gewühl Freetown kutschieren. Dort angekommen stellten wir fest, dass der "Big Market" eine große Halle ist in der vorwiegend Souveniers (jetzt wissen wir endlich, wo man Trommeln kaufen kann und was sie ungefähr kosten - für Paul!) und Holzsachen verkauft werden. Nach einigem Suchen haben wir auch einen Händler gefunden, der uns eine Holzklobrille verkaufen konnte. Sie ist nicht neu und wir mussten sie erstmal zu unserem Schreiner geben - zum "polieren" - aber sie sieht eigentlich ganz gut aus. Sicherlich haben wir auch viel zu viel dafür bezahlt, aber ein wenig runtergehandelt haben wir ihn schon. Natürlich konnten wir an einem Instrumentenstand nicht wiederstehen und haben den Kinder ein Holzxylophon gekauft. Es klingt echt schön. Das faszinierende an dieser Aktion war für uns: wir sind nach nur wenigen Monaten in der Lage völlig allein auf einen Markt zu gehen, die Leute einigermaßen zu verstehen und vor allem das Ganze noch zusammen mit unseren Kindern, die ohne Probleme mitgekommen sind und keine Angst vor den Verkäufern hatten! Wenn mir jemand vor einem Monat gesagt hätte, dass ich mit nem Automatikauto in die Stadt fahren würde, hätte ich ihn einfach ausgelacht, aber es ging und ich bin echt froh, dass ich es gewagt habe... ;-)
Außerdem haben wir unser Haus ein wenig umgeräumt und ich habe einige Vorhänge umgenäht (natürlich ohne Maschine...)
Und die Neuerung Nr. 4 ist: wir haben unseren Wasserfilter aktiviert, weil es auf Dauer schon sehr teuer ist, immer Flaschenwasser zu kaufen.
Manche Sachen waren diese Woche leider nicht neu: Anna und ich hatten wieder mal Probleme mit dem Magen - es gibt einfach Dinge, die wir nicht essen sollten... Anna verträgt einfach keine Schokolade und ich vertrage momantan kein Fett, bzw nicht sooo viel davon - eigentlich ja nicht schlecht, aber man muss es halt wissen...
Auch nicht neu ist, dass wir kein Wasser haben. Unser, von uns selbst gefüllter, Tank ist leider auch schon leer, außerdem leckt er. Zum Glück hat Daniel im März/April, als eigentlich kein Wasser kommen sollte!, viele Flaschen gefüllt und wir sitzen jetzt nicht wirklich auf dem Trockenen, aber es ist noch immer komisch, nicht einfach den Wasserhahn aufzumachen... Außerdem ist es schwierig unseren Wasserfilter zu befüllen, wenn kein Wasser läuft - aber hoffentlich kommt bald wieder Wasser für alle!
Übrigens war die schwarze Schlange, die ich vor einiger Zeit in der Regenrinne vor unserem Haus gesehen habe, eine Kobra - sehr krass!
Daniel ist gerade bei den Bewerbungsgesprächen mit den potentiellen neuen Studenten ab "Herbst". Nächste Woche finden hier die nächsten Prüfungen statt und am Sonntag wird Daniel in der ältesten Baptistenkirche Sierra Leones predigen - er ist also recht im Streß und hat immer was zu tun. Am Wochenende waren wir in Lunsar, wo Daniel in der dortigen Gemeinde gepredigt hat. Am Samstag konnte Daniel mit Gudleik eine Tour nach Nonkoba machen, Daniel auf dem Motorrad, Gudleik mit dem Fahrrad. Es war eine Tour direkt durch den Busch, dann mit einem Einbaum über nen Fluß, samt Motorrad, natürlich, und dann alles wieder zurück. Für ihn war das eine tolle Erfahrung, das Land hier etwas kennenzulernen. Mal sehen, wie oft sich solche Möglichkeiten noch ergeben werden - wir sind gespannt.