Dienstag, 22. März 2011

TECT Sportsday 2011

Am Samstag war es mal wieder soweit. Der alljährliche Sporttag am College fing zwar mit 2 Stunden Verspätung an, verlief für das blaue Haus dafür aber sehr positiv. An jeder Schule, Uni oder College muss in jedem Schuljahr ein Sporttag stattfinden, das wurde irgendwann von der Regierung so beschlossen und ist mit den Bundesjugendspielen in Deutschland vergleichbar (mit dem kleinen feinen Unterschied, dass hier auch Studenten jeden Alters daran teilnehmen sollen!).Im TECT findet dieser Sporttag traditionell im März statt. Vier Häuser (rot, gelb, grün und blau) treten in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an (Wettrennen, Tauziehen, Marathon, Hochsprung, Walken, Kugelstoßen, Diskusswerfen). Wir unterstützen seit wir am TECT sind das blaue Haus, auch Kinde-Hall genannt, nach dem 2. Direktor des Colleges benannt. Wir machen zwar nicht aktiv am Sport mit, aber wir spendieren den Sportlern jedes Mal kaltes Wasser, denn es sind schon manche Sportler bei der Hitze wegen Austrocknung umgefallen. Bereits morgens um 6 Uhr fing der Marathon an, weil es da noch nicht zu warm war und gegen 12 Uhr erhielt ich die tolle Nachricht, dass die Läufer für das blaue Team, den ersten und dritten Platz belegen konnten, somit hatten wir schon einen guten Punktevorsprung vor den anderen Häusern.
 Beim "gemischten" Tauziehen konnten wir mit einigen kräftigen Frauen auftrumpfen und auch diese Punkte locker kassieren. Leider konnten die Männer dieses Mal nicht mit Geschwindigkeit glänzen, dafür waren die Frauen erstaunlich schnell im 100m-Lauf, im Staffellauf, usw. Auch in den Wurfdisziplinen haben wir nicht schlecht abgeschnitten. Da die Zeit schon recht fortgeschritten war, fiel der Hochsprung dieses Mal aus, dafür gab es eine neue Disziplin, Walken, bei der die Damen der Kinde-Hall nicht mitmachen wollten und dafür null Punkte kassierten - wir wären sicherlich nicht so schlecht gewesen, aber aus irgendeinem Grund wollten sie nicht. Zum Glück hat diese Weigerung dem Endergebnis nicht geschadet! Das Rennen der TECT-Leiter (Direktor, Finanzmensch und verschiedene Ehemalige) wurde natürlich vom Direktor gewonnen, wie kann es auch anders sein, wenn er nur zwanzig Meter vom Ziel entfernt ist und die anderen im zehn Meter Abstand hinter ihm. Es war trotzdem schön zu sehen, dass sich die Leiter dieser Institution nicht zu schade waren genauso zu rennen wie die Studenten. ;-)
Alles in allem war es ein schöner und erfolgreicher Tag, niemand musste ins Krankenhaus und ich glaube es hat jedem Spaß gemacht - den Sportlern und den Zuschauern.

Montag, 14. März 2011

Mangelware Wasser

Wie oft kommt in Deutschland kein Wasser aus der Leitung? Oft kommt es sicherlich nicht vor und wenn doch, wird man vorher darüber in Kenntnis gesetzt und kann Vorsorge treffen. Hier in Sierra Leone weiss man, dass der März der wasserärmste Monat des Jahres ist - nur kann man sich nicht wirklich darauf vorbereiten und Vorsorge kann man auch nicht treffen, denn das Wasser das aus der Leitung kommt hält höchsten 1-3 Tage, dann ist es schlecht und kann höchstens zum Klospülen verwendet werden nicht aber zum Spülen, Waschen oder gar Trinken.
Die letzten zwei Jahre über kam wenigstens noch ein wenig Wasser aus der Leitung und man musste sich seinen Tag einfach nur ein wenig anders einteilen, da man wusste, dass das Wasser nur tropfenweise aus dem Hahn kam. Doch seit zwei Wochen kommt aus unserem Hahn nicht ein Tropfen Wasser (dieser Hahn ist draußen am Haus, drinnen sind die Wasserhähne nur noch Zierde, denn dort kam sein Monaten kein Wasser mehr raus!). Bisher war sichergestellt, dass in der Nachbarschaft aus einem Hahn das frische Nass fliesst, doch auch diese Quelle ist seit Freitag versiegt. Nun sind die Leute aus Jui auf der Suche nach Wasser - auch wir! Am Freitag luden wir 5 Fässer in unser Auto und fuhren, von Foday unserem Arbeiter geführt, ins 7 km entfernte Hastings um dort an einem Wasserhahn alle Fässer in Windeseile aufzufüllen (300 Liter in 30 Minuten das ist wirklich Rekordzeit). Jetzt werden sich manche Leser vielleicht wundern, warum wir so weit fahren müssen um Wasser zu holen, da wir doch letztes Jahr einen Brunnen graben liessen. Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Der Brunnen wurde gegraben und mit einer Pumpe ausgestattet, doch war das Wasser vom langen offen stehen des Brunnenlochs verschmutzt und so wurde uns angeraten bis zur Trockenzeit zu warten um das Wasser dann abzupumpen. Das nachfolgende Wasser wäre dann schön sauber und rein und wir hätten keine Probleme mehr. Leider waren die Arbeiter, auf die wir uns verlassen hatten, da wir Brunnenbautechnisch doch eher unerfahren waren, nicht so zuverlässig wie uns versichert wurde und so teilten sie uns im Januar mit, dass der Brunnen gut sei, aber die Leitung in die Tiefe zu kurz und das daher kein Wasser käme. Vielleicht war das tatsächlich so, wir schalteten jedoch den Principal des Geländes ein und dieser nahm Kontakt zu anderen Brunnenarbeitern auf, die, wie ihm versichert wurde, sehr zuverlässige Arbeit leisten würden. Diese Arbeiter kamen letzte Woche um den Brunnen zu begutachten und stellten fest das die Leitung in die Tiefe völlig in Ordnung sei aber der Brunnen leider ausgetrocknet - also wieder kein Wasser.
Auf meine Nachfrage, wie wir nun weiter verfahren sollten, meinte der Principal, wir würden an diesem Brunnen jetzt nichts machen, denn wenn der Regen käme, wäre ja wieder Wasser darinnen und dann hätten wir ja keine Probleme mehr (Kurze Anmerkung: Wenn Regen kommt, sammeln wir Regenwasser und dann haben wir wirklich keine Wasserprobleme mehr, allerdings fällt zur Zeit kein Regen und es ist auch keiner in Sicht, daher ist unser Problem noch immer nicht gelöst.) Der Principal sagte mir jedoch, dass er den anderen Brunnen, der auf dem TECT Gelände ist, von den neuen Arbeitern reparieren lassen würde, es müsste nur eine neue Pumpe gekauft werden und der Brunnen tiefer gegraben werden, die Leitung verlängert usw. (ich habe so das Gefühl, dass es mehr Arbeit und mehr Geld bedeutet den anderen Brunnen reparieren zu lassen, aber vielleicht trügt mich der Eindruck auch). Wie lange diese Arbeiten also dauern werden, steht in den Sternen und bis dahin werden jeden Tag Herden von Menschen durch Jui streifen auf der Suche nach Wasser. Ich kann wirklich dankbar sein für Foday und die Möglichkeit mein Auto voll zu laden und nach Hastings zu fahren - dieses Privileg haben nicht viele und doch kann ich nicht verhehlen zu sagen, dass mich jeden Tag aufs Neue die Sorge überkommt, ob dort der Wasservorrat nicht auch bald ausgeschöpft ist. Und was wir dann tun sollen, weiss Gott allein! Heute tat sich durch ein Wunder eine neue Möglichkeit auf. Foday, auf der Suche nach Wasser, traf den Mann der unseren Hund Meks im letzten Jahr kastriert hatte und dieser bot ihm an die Fässer an seinem Hahn zu füllen (es gibt also doch funktionierende Wasserhähne mit genügend Druck in Jui, nur leider nicht auf unserem Gelände!), als er erfuhr für wen die Fässer wären, war er gleich Feuer und Flamme und bot uns an nun regelmäßig bei ihm zu füllen - ich habe mich sehr über diese Hilfsbereitschaft gefreut und bin gespannt an welchen Hähnen wir in den nächsten Wochen Wasser schöpfen können.

Das Wunder in der Bibliothek

Vorletzten Freitag geschah ein wahres Wunder. Im Büro meines Chefs, des Vizeprinzipals, brach ein Feuer aus welches die Studenten zum Glück sofort entdeckten was die Bibliothek davor bewahrte in Flammen auf zu gehen. Aber von Anfang an.
Mein Chef hat in seinem Büro einen sehr alten Ventilator stehen, der vermutlich immer dann wenn Strom kam an ging (er war die letzte Woche selten im Büro und ich betrete es auch nicht so regelmäßig. Bisher habe ich mich auch nicht verantwortlich gefühlt eines der technischen Geräte die sich in seinem Büro finden auszuschalten, ich glaube das werde ich von nun an anders handhaben). Eine Stunde nachdem der Generator an diesem besagten Freitag angeschaltet wurde, kamen einige Studenten aufgeregt an mein Haus und brüllten, die Bibliothek würde brennen. Ich konnte so schnell gar nicht schalten und gab ihnen einfach nur den Schlüssel für die Tür, dann bat ich Miriam auf Anna und Paul aufzupassen und ging selbst nachsehen, was los war. Das Büro meines Chefs war voller Qualm und einige Studenten versuchten in ihrer Panik die Stahltür der Bibliothek ein zu treten, was ihnen natürlich nicht gelang. Nachdem ich meinen Schlüssel wieder in Empfang genommen hatte - sie hatten es wohl überhaupt nicht versucht die Tür mit dem Schlüssel zu öffnen - versuchte ich mein Glück. Eine Umdrehung schaffte ich, bei der zweiten brach der Schlüssel ab und wir waren so ratlos wie zuvor. Die einzige Möglichkeit in das Büro zu kommen und das Schlimmste zu verhindern bestand darin über das Dach in das Zimmer zu gelangen. Einige Studenten zerstörten also die Holzdecke (eine dünne Spannplatte) und kletterten in den Dachstuhl um von dort in das Büro einzudringen. Der Qualm war wirklich enorm und mindestens einer hatte später eine leichte Rauchvergiftung (aber natürlich kann ich das nur vermuten, denn niemand ging zu einem Arzt aber er keuchte ganz schön und es ging ihm sichtlich nicht gut). Die Brandursache wurde schnell sicher gestellt - der alte Ventilator. Wie durch ein Wunder ist nicht mehr passiert und der Rest der Bibliothek (immerhin 10000 Bücher) und auch die Bücher im Büro selbst blieben verschont. Ein weiteres Wunder war die Tatsache, dass die Studenten den Brand so schnell entdeckt hatten und dass ihnen ein 20 Liter Container mit Wasser ausreichte um den Brand zu löschen. Das letztere ist ein Wunder, nicht wegen der geringen Menge an Wasser die gebraucht wurde, sondern, dass überhaupt Wasser da war! Ich danke Gott, dass er ein Unglück verhindert hat und dass die Bibliothek mit all ihren Büchern den Studenten weiterhin für ihre Studien zur Verfügung stehen kann.