Donnerstag, 11. Juni 2009

Wer von Euch hat gebetet ...?

Kaum zu glauben: Als wir heute morgen aufstanden, kam kein Tröpfchen Wasser aus den Hähnen. Dann biegt unser F. um die Ecke, dreht den Hahn auf und lässt mir nichts dir nichts das Wasser fließen. Es floß bis heute Nachmittag gegen 5. Für diesen Tag haben wir mehr als genug sammeln können, sogar die eisernen Reserven haben wir aufgestockt. - Wir sind sehr dankbar dafür, denn es ist weiß Gott nicht selbstverständlich, dass Wasser läuft! (Anmerkung vom 12.6.: Jetzt tröpfelt das Wasser nur noch. Umso dankbarer sind wir für das Geschenk von gestern!)

Vielen Dank für Eure Unterstützung (im Gebet und so).

Vielleicht kommen die Päckchen ja auch noch!
... wer's glaubt ...

Mittwoch, 10. Juni 2009

Gi mi wata

... und wir dachten, dass in der Trocknzeit schon wenig Wasser kommt; aber was wir die letzten Tage erleben ist echt bedenklich: Obwohl es alle paar Tage regnet, kommt jeden Tag weniger Wasser aus der Leitung. Bisher konnten wir das unregelmäßig ankommende Wasser abfüllen (in Flaschen, Kanister, Fässer, Tank), aber diese Vorräte gehen langsam zur Neige.
Bevor wir unsere eisernen Vorräte anbrechen (für Notfälle vorbehalten, die plötzlich und unerwartet über uns herein brechen können ... oder aus uns heraus ...), hoffen und beten wir nun um Wasser für unseren täglichen Bedarf: Duschen, Wäsche waschen, Geschirr spülen, Putzen usw. Im Idealfall können wir dann sogar wieder welches sammeln, aber das wäre momentan echt Luxus!

Heute waren wir beim Post Office in Freetown, dachten wir fragen mal nach den 3 Päckchen, auf die wir schon wochenlang warten, u.a. seit Ostern. Nach einer kleinen Odyssee durch wirre Gänge auf und ab, erreichten wir hinten, unten, links ein Büro in dem ganz offensichtlich niemand gearbeitet hat, obwohl zwei Leute anwesend waren. Nachdem ich unser Anliegen vorgetragen und sogar die Beziehung zur EBM und BCSL angedeutet habe, lachten sie uns nur aus (oder an?) und meinten inbrünstig, der Fehler liege ganz bestimmt in Deutschland, die Post sei hier auf keinen Fall angekommen. - Wie konnten sie das nur wissen, ohne einen Blick in den Computer (welchen?), die Kartei (welche?) oder den Lagerraum (wo?) zu werfen?
Unverrichteter Dinge zogen wir wieder ab und gaben statt eines Briefes unsere Hoffnung auf die Päckchen auf. - Frust.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Gewitter, Couscous und Kater Mau

Nach 5 Monaten im Land haben die regelmäßigen Regenschauer eingesetzt, meist von Gewitter begleitet. Bevor jemand denkt, wir sitzen hier in den Fluten, muß ich hinzufügen: Es regnet bisher nicht einmal täglich, nur ein paar mal die Woche und meistens als kurzer, heftiger Schauer. Aber immerhin reicht es aus, um die Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Die verdorrten Flächen werden grün, Blumen tauchen aus der Versenkung auf; es wird "Frühling" in Jui!
Gestern haben wir das "Staff Fellowship" bei uns zu Gast gehabt, ein regelmäßiges Treffen aller Angestellten des Colleges mit ihrem Anhang. Wir tauschen uns über einen Biblestelle aus, halten Fürbitte und anschließend essen wir, was das Buffet hergibt. Und das ist meistens sehr viel, sehr scharf und sehr gut! Die ersten Wochen bin ich anschließend eigentlich immer gerannt, aber inzwischen verträgt mein Magen das einheimische Essen einigermaßen (wenn es nicht zu fettig ist; deswegen muss ja Pfeffer rein, sag ich Lisa immer. Aber da ist er wieder, der interkulturell-kulinarische Teufelskreis).

In der Andacht sprachen wir über Ps23,3a: "Er stellt meine Seele wieder her." - Gott richtet etwas wieder auf, das zerstört oder unbrauchbar geworden war. Welche eine Botschaft für ein Land, das noch keine 10 Jahre auf einen schrecklichen Bürgerkrieg zurückblickt! Die Gespräche waren allerdings ernüchternd und vorwiegend "Kopf-lastig", drehten sich um Begriffsbestimmungen (sie waren mit meiner Übersetzung aus dem Hebräischen nicht 100% einverstanden), und trotzdem waren manche Beiträge sehr anregend: Wiederherstellen heißt auf Englisch "restore"; ein Kollege meinte nun, dass man restore im Sinne von "zurück stellen" übersetzen sollte. Er plädiere dafür, dass in Sierra Leone die Dinge wieder re-positioniert werden, nicht komplett neu aufgebaut. - Interessant!
Wir servierten einen riesigen Topf Couscous und einen mit Pasta-Hackfleisch-BakedBeans, einen Kartoffelsalat mit Fleischbällchen und 2 Kuchen. Die Besucher gingen satt und glücklich ihrer Wege, nicht ohne ihren Müll vor unsere Haustür hinzuschmeißen. Naja.

Heute haben wir Zuwachs bekommen: Unsere "Perle" Sarah wurde von ihrem Mann abgeholt, der uns einen kleinen Kater mitbrachte. Der kleine Fratz ist ca. 3 Wochen alt und wo er genau herkommt wollen wir gar nicht wissen. Er soll mal unsere Mäuse fangen und die Ratten (zumindest verscheuchen). - Nicht dass wir Katzen mögen, aber hier ist das unbedingt nötig, erst Recht, wenn die Regenzeit vor der Tür steht und sämtliche Ratten und Mäuse den nahegelegenen Busch verlassen, um Schutz in den Häusern zu suchen. Momentan ist der Kleine Kater Mau noch reichlich überfordert mit sich selbst und dem Rest der Welt, aber immerhin trinkt er Nestles Pulver-Milch und schläft, wie jede normale Katze.

Die Kinder sind voll abgegangen, Anna hat ihm den Namen gegeben und Paul war auch einverstanden: "Wann kriegen wir einen Hund?" hat er nach 10 Sekunden gefragt. Aha.