Am Donnerstag Nachmittag kam Auntie D ziemlich aufgelöst in die Bibliothek: Martinas Fruchtblase war geplatzt und jetzt hieß es direkt zum Arzt in die Rowdan Street. Wir fuhren also wieder zu viert in die Stadt - Martina mit immer stärker werdenden Wehen und Auntie D ziemlich nervös... Beim Arzt angekommen wurde ich gebeten, doch mit zu kommen - als "moralische Stütze". Wie ich dort erfuhr, handelte es sich um eine private Klinik. Der Arzt war nicht da, weil er noch im Krankenhaus war, wo er auch für Geburten zuständig ist. Es hieß also erstmal wieder WARTEN! Leider konnte Martina auch kein Blutdruck gemessen werden, bevor ihre Karte nicht gefunden wurde - was bestimmt 30 Minuten dauerte! Danach war klar: Der Blutdruck ist ok, aber das Kind muss irgendwie raus. Nach einem Telefonat mit dem Arzt kam dann die ziemlich ernüchternde Botschaft, dass vermutlich ein Kaiserschnitt nötig werden könnte - wegen dem hohen Blutdruck, der durch die Medikamente aber gut eingestellt war. Ein Schock für alle Anwesenden - die OP würde 1,8Mio. Leone kosten (ca. 350 €) viel zu viel für Auntie D.! Dann kam der Arzt endlich (nach ca. 2 Stunden warten) Er untersuchte Martina und meinte, er würde sie an einen Wehentropf hängen und ihr bis 20h oder 20.30h Zeit geben, wenn dann nichts passiert wäre, OP. Es war gegen 18h als die Wehen immer stärker wurden und Martinas Schreie immer lauter. Irgendwann wurde sie von der dreckigen Matratze im Gemeinschaftsraum in den "Kreißsaal" gebracht - einem separaten Raum mit gynäkologischem Stuhl (aus dem letzen Jahrhundert!) Der Arzt, noch immer in zivil! war bei ihr und mindestens 5 Hebammen/Schwester, so genau weiß man das hier nicht. Kurze Zeit später wurde dem Arzt eine Plastik-(Metzger)Schürze gebracht und die Schmerzenschreie von Martina wurden immer lauter. Wir warteten draußen in so einer Art Abstellkammer-Labor-Wartezimmer... Wenige Minuten bevor das kleine Mädchen das Licht der Welt erblickte, ging das Licht auf der gesamten Etage aus - kein Strom mehr da! In windeseile wurde eine Lampe in den "Kreißsaal" gebracht und es konnte weiter gehen... währenddessen versuchten ein paar Männer den "Krankenhaus"eigenen Generator in Gang zu bringen. Leider gab es an dem Kabel keinen Stecker und so wurde versucht mit einem besonderen "Trick" das lose Kabel in die Steckdose zu stecken. Dabei flogen einige Funken, die aber glücklicher Weise nicht auf die große Wasserlache am Boden übergingen! Wir flüchteten. Inzwischen waren noch mehr Verwandte von Auntie D. angekommen. Der Generator lief, das Baby kam. Wenige Minuten nachdem das Mädchen auf die Welt kam, ging der Generator wieder aus - wir saßen wieder im Dunklen. Auntie D. kam und teilte mir mit, dass es ein "BabyGirl" sei und dass ich jetzt nach Hause fahren könnte. Ich nahm die Nachbarin mit und wir fuhren ziemlich müde und kaputt gegen 20h nach Jui. Dort angekommen kamen mir meine Kinder schon mit lautem "Hallo" entgegen und erzählten mir, dass das Haus, in dem die weiblichen Studenten wohnen abgebrannt sei. WAS?! Wirklich. Eine der Studentinnen hatte am Mittwoch ihren Wasserkocher angestellt und vergessen ihn auszumachen als der Strom am Abend aus ging. Am Donnerstag ging sie dann wie immer in die Abendvorlesung und als der Hauptgenerator anging, ging natürlich auch der Wasserkocher mit an. Da die Leitungen hier meist offen liegen, war es also kein Wunder, dass es einen Kurzschluss gab und das Zimmer anfing zu brennen. Daniel war gerade dabei die Kinder zu duschen, als er aufgeregte Stimmen und viele Leute vor dem "Frauen-Haus" sah und hörte. Er lief sofort mit einigen unserer Tonnen voll Wasser zum Haus und löschte mit vielen anderen das Feuer. Nach kurzer Zeit dachte er dann, dass er unser Haus lieber abschließen sollte, denn bei so vielen Leuten, die ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen, schleicht sich sicherlich auch gerne ein Dieb heran und sorgt dafür, dass Gegenstände Füße bekommen... Auf Geheiß unseres amerikanischen Kollegen, wurde der große Hauptgenerator abgeschaltet - und alles musste im Dunkeln weitergehen. Natürlich waren Anna und Paul dann auch im Dunkeln und bekamen auch ziemlich Angst dabei - aber Daniel konnte ihnen ja schlecht eine Kerze anmachen. (Die SMS, die ich Daniel geschickt hatte mit der Info, dass das Mädchen auf der Welt sei, erhielt er als er gerade die Tonnen zum Feuer brachte - in diesem Moment war die Info für ihn nicht sehr wichtig!;-) ) Als ich nach Hause kam, lief unser kleiner Generator und die Kinder waren wieder guter Laune. Die darauf folgende Nacht war ziemlich kurz - es gab schließlich viel zu erzählen.
vor 3 Jahren
1 Kommentar:
krass - es wird nicht langweilig bei euch. Ich bin froh und dankbar, dass ich euch bei unserem Gott gut aufgehoben weiß.
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