Samstag, 8. August 2009

Alles OK, Sie können weiter fahren

Diese Woche wurde ich (Daniel) in einer Routine-Polizeikontrolle um meinen Führerschein gebeten ... und durfte gleich weiter! Das ist insofern ein tolles Ereignis, als dass in den vorangegangenen Begegnungen der 3. Art immer irgendetwas bemängelt wurde: Probleme mit der Versicherung, Steuer, Falschparken o.ä. (Oder aber, wir wurden auf Grund der Aufschrift "Mission" auf unserem Fahrzeug gleich durch gewunken.) Nun scheint also definitiv alles in Ordnung zu sein!

Das ist nicht nur gut so, sondern auch deswegen wichtig, weil hier zu Lande die Daumenschrauben angesetzt werden: mindestens 1-2 o.g. Polizei-Kontrollen wöchentlich und feste Steuer-Kontrollen (von mir liebevoll "Wegezoll" genannt; u.a. direkt an unserer Jui Junction), an denen überprüft wird, ob man die Local Tax gezahlt hat (Gerüchten zufolge Le 5'000 für Einheimische / Le 50'000 für Ausländer, wenn man keine permanente Aufenthaltsgenehmigung hat).
So sieht es bei uns aus, die wir in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Freetown wohnen. Wie das up country ist, werden wir bald herausfinden, wenn es morgen nach Lumpa (Waterloo) geht und im September dann nach Makeni.

Übrigens: Wo die Orte sind, die wir bereits besucht haben, kann man ganz leicht auf unserer Homepage herausfinden: einfach mal die Fahne anhauchen ...

Apropos Fahne: Eine echt interessante Begegnung der 3. Art hatte ich neulich abends mit Paul zusammen, als wir mit dem Motorrad vor zur Kreuzung gefahren sind, um Brot zu kaufen. Er saß barfuß vor mir auf dem Tank, so wie alle Kinder hier, die auf 'nem Honda mitfahren, und als wir zum Checkpoint kurz vor der Kreuzung kommen, merke ich schon: Da stimmt was nicht. So wie alle andern - auch die Fußgänger - bleibe ich stehen, gut 20 Meter vor der Leine, die als provisorischer Schlagbaum herhalten muss.
Plötzlich kommt ein 2m großer Polizist auf mich zugesprungen und schreit mich an: "Was bildest Du Dir eigentlich ein, komm sofort mit! Ihr Ausländer glaubt wohl, Ihr könnt Euch alles erlauben!" - Er hat fast Schaum vor dem Mund, und ich will mich auf keine Diskussion mit diesem Typen einlassen, der mich zu anderen Gelegenheiten schon 30 Mal an der gleichen Stelle einfach durch gewunken hat.
Er zwingt mich, auf dem Platz vor dem Polizeigebäude das Honda abzustellen und abzusteigen; der Paul darf sitzen bleiben: stocksteif und irritiert sitzt er da. Auf dem Platz stehen alle möglichen Polizisten herum, ebenfalls stock steif und starren auf einen Fahnenmast. Kaum ist die Fahne herunter, lockert sich die Situation, als ob man wieder auf Play gedrückt hätte und das Standbild erlöst wurde.
Nun fängt der wild gewordene Officer Diskussionen mit drei verschiedenen Leuten an, die alle wie ich zur Seite "gebeten" wurden. Als ich zwischendurch auch mal an der Reihe bin, schreit mich der Typ wieder an: "Das nächste Mal ziehe ich Dich zur Rechenschaft! Jetzt lass ich Dich gehen, für dieses Mal: Hau ab! Aber nächstes Mal bist Du dran! Als ob Ihr in Eurem Land nicht vor Eurer Fahne salutiert ..."

Wie ich später erfahren habe, ist es ein Gesetz in Sierra Leone, dass alle National-Flaggen, wo immer sie auch hängen mögen, um 18 Uhr auf Halbmast gesetzt werden müssen. Dann hat alles stehen zu bleiben, was in einem bestimmten Umkreis ist. Diese Zeremonie nicht statt finden zu lassen ist eine Straftat! Seit diesem Erlebnis schaue ich immer auf die Uhr, bevor ich zur Kreuzung fahre um Brot zu kaufen. Auf meine Frage, ob beim Hochziehen der Fahne der gleiche Aufwand betrieben wird, konnte mir bisher niemand antworten.

1 Kommentar:

Andi+Maren hat gesagt…

Nette Sache. Nationalstolz großgeschrieben!!
Also immer obacht vor dem Fahne-herunterlassen!!! Afrika ist schon anders:-))