Nach 5 Monaten im Land haben die regelmäßigen Regenschauer eingesetzt, meist von Gewitter begleitet. Bevor jemand denkt, wir sitzen hier in den Fluten, muß ich hinzufügen: Es regnet bisher nicht einmal täglich, nur ein paar mal die Woche und meistens als kurzer, heftiger Schauer. Aber immerhin reicht es aus, um die Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Die verdorrten Flächen werden grün, Blumen tauchen aus der Versenkung auf; es wird "Frühling" in Jui!
Gestern haben wir das "Staff Fellowship" bei uns zu Gast gehabt, ein regelmäßiges Treffen aller Angestellten des Colleges mit ihrem Anhang. Wir tauschen uns über einen Biblestelle aus, halten Fürbitte und anschließend essen wir, was das Buffet hergibt. Und das ist meistens sehr viel, sehr scharf und sehr gut! Die ersten Wochen bin ich anschließend eigentlich immer gerannt, aber inzwischen verträgt mein Magen das einheimische Essen einigermaßen (wenn es nicht zu fettig ist; deswegen muss ja Pfeffer rein, sag ich Lisa immer. Aber da ist er wieder, der interkulturell-kulinarische Teufelskreis).
In der Andacht sprachen wir über Ps23,3a: "Er stellt meine Seele wieder her." - Gott richtet etwas wieder auf, das zerstört oder unbrauchbar geworden war. Welche eine Botschaft für ein Land, das noch keine 10 Jahre auf einen schrecklichen Bürgerkrieg zurückblickt! Die Gespräche waren allerdings ernüchternd und vorwiegend "Kopf-lastig", drehten sich um Begriffsbestimmungen (sie waren mit meiner Übersetzung aus dem Hebräischen nicht 100% einverstanden), und trotzdem waren manche Beiträge sehr anregend: Wiederherstellen heißt auf Englisch "restore"; ein Kollege meinte nun, dass man
restore im Sinne von "zurück stellen" übersetzen sollte. Er plädiere dafür, dass in Sierra Leone die Dinge wieder
re-positioniert werden, nicht komplett neu aufgebaut. - Interessant!
Wir servierten einen riesigen Topf Couscous und einen mit Pasta-Hackfleisch-BakedBeans, einen Kartoffelsalat mit Fleischbällchen und 2 Kuchen. Die Besucher gingen satt und glücklich ihrer Wege, nicht ohne ihren Müll vor unsere Haustür hinzuschmeißen. Naja.
Heute haben wir Zuwachs bekommen: Unsere "Perle" Sarah wurde von ihrem Mann abgeholt, der uns einen kleinen Kater mitbrachte. Der kleine Fratz ist ca. 3 Wochen alt und wo er genau herkommt wollen wir gar nicht wissen. Er soll mal unsere Mäuse fangen und die Ratten (zumindest verscheuchen). - Nicht dass wir Katzen mögen, aber hier ist das unbedingt nötig, erst Recht, wenn die Regenzeit vor der Tür steht und sämtliche Ratten und Mäuse den nahegelegenen Busch verlassen, um Schutz in den Häusern zu suchen. Momentan ist der Kleine Kater Mau noch reichlich überfordert mit sich selbst und dem Rest der Welt, aber immerhin trinkt er Nestles Pulver-Milch und schläft, wie jede normale Katze.
Die Kinder sind voll abgegangen, Anna hat ihm den Namen gegeben und Paul war auch einverstanden: "Wann kriegen wir einen Hund?" hat er nach 10 Sekunden gefragt. Aha.